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Freitag, 24. Februar 2012

Japanischen Yumi Projekte

 
Again, really plain, simple and elegant. The way a bow should be.



Mein Video Clip

Bogenbauer Website Japan



Der "Maruki" Yumi war ein ganz einfacher, praehistorischer Holzbogen. Er wurde normalerweise aus dem in Japan heimischen Trompetenholz (Catalpa) gebaut. Wurde dafuer nur ein Sapling (Jungbaum) oder ein Ast entrindet, bekam der Bogen zwangslaeufig eine asymmetrische Form, weil das dickere, untere Wurfarmende (zur Wurzel hin) steifer war. Wurde dagegen ein Baumstamm aufgespalten, hatte der Bogen die Form eines englischen Langbogens. Auch die Laenge entsprach in etwa diesem, also unter 2 Metern. Der extrem lange Kyudo- Yumi wurde erst viel spaeter gebaut, das war der "Sunmaeuchi" im 12. Jahrhundert. Der "Fusetake" Yumi lag dazwischen und hatte wahrscheinlich auch noch keine ausgepraegte  Asymmetrie. Er hatte auch kein Reflex- Deflex. Der Fusetake war lediglich eine verbesserte Variante des Maruki, allerdings mit Bambusbacking.
Da ich keinerlei Bilder dieser ersten beiden Yumies gefunden habe, probierte ich beim Fusetake verschiedene Grifffpositionen aus und stellte fest, dass der Griff direkt unter dem Balancepunkt optimal ist.

Fusetake mit moderater Asymetrie

Dieser Yumi hat gerademal 72" und 50# @ 26"

Er ist aus Massaranduba mit Bambus Backing

Die Nocks sind aus Bueffelhorn



Maruki


Hankyu (halber Bogen)






Selfbow


"I remove all the wood that dosn't look like a bow"

Der Bau eines Selfbows, also ein Bogen der ohne Laminierung oder Backing auskommt, ist eine ganz besondere Herausforderung. Das faengt schon mit dem verwendeten Werkzeug und dem Ausgangsmaterial an. Der Stave sollte moeglichst aufgespalten und nicht mit einer Bandsaege oder Kreissaege ausgesaegt werden. Wer stilecht einen Selfbow bauen will, der sollte dem Bogenholz etwas mehr Respekt zukommen lassen und mit Handwerkzeug arbeiten. Hier sollte man sich wirklich bewusst Zeit nehmen und den Entstehungsprozess geniessen. An Werkzeug benoetigt man zum Aufspalten des Baumstammes oder Astes Keile und einen schweren Hammer. Auf diese Weise folgt man zwangslaeufig dem Wuchs des Holzes. Ein kleines Beil und einem Ziehmesser reichen schon fast fuer den Rest. Auf Massband und Bleistift kann man eigentlich auch verzichten, denn was hier zaehlt ist in erster Linie ein gutes Augenmass fuer Proportionen und Fingespitzengefuehl!


In diesen Osage Orange Selfbow habe ich als Nock eine Hornplatte eingeleimt. Der Stave hatte einen Haarriss. Ausserdem habe ich einen "static recurve" als Nebeneffekt!


Der Selfbow hat 45# @ 28"

Angel Dust

Grundsaetzlich sollte ich beim Bau eines Selfbows der Maserung folgen. Beim Backing muss ich strikt in einem Jahresring bleiben!

Was das Material betrifft so unterscheiden wir grob "harzhaltiges" Holz wie Eibe oder Osage-Orange und "nicht harzhaltigem" wie Esche oder Hickory.
Das harzhaltige hat in der Regel mehr "Charakter" ist also eher krumm und hat Aeste. Dafuer haben diese Hoelzer eine groessere Sprungkraft und lassen sich besser waermebehandeln. Ob mit Dampf oder trockener Waerme kann ich dieses Material ausrichten oder in Reflex/Deflex biegen. Durch den hohen Harzanteil bleiben sie nach dem Auskuehlen in der vorgesehenen Position.
Das "Whitewood" ohne Harz, hat dagegen den Vorteil, dass es i.d.R. eine gerade Maserung hat und nicht gerichtet werden muss. Dafuer aber kaum geeignet fuer "steambending" oder andere Waermebehandlungen.





Bau eines Englischen Langbogens aus Eibe



`How to make a Yew English Longbow` series, Dealing with Knots




Die Pflege des Eiben Longbow

Do:
  1. behandle den Bogen stehts mit Respekt und er wird dir lange dienen
  2. schiesse ihn langsam ein (aufwaermen)
  3. oele ihn regelmaessig, besonders wenn er neu ist, mit 50:50 Leinoel und Terpentin
  4. lagere ihn horizontal an einem kuehlen und trockenen Platz
  5. waxe deine Bogensehne von Zeit zu Zeit, nicht das "Serving" und pruefe Abnutzung
Don't
  1. ueberziehe den Langbogen nicht (over draw)
  2. Bogenschiessen bei frostigem Wetter
  3. den Langbogen an andere Personen ausleihen
  4. den Langbogen ohne Pfeil ausziehen (dryfire)
  5. Horn Nocks nicht als Hebel verwenden beim stringen
  6. nicht laenger als ein paar Sekunden halten
  7. zuviel einoelen macht das Holz weich, zuwenig macht den Langbogen sproede


Donnerstag, 23. Februar 2012

Bogenprojekte

"Howard Hill Style" 

American Longbow
Vor einigen Jahren habe ich mir aus einem Border Allwood Bowblank diesen "Hillstyle Flatbow" gebaut. Er ist aus multi-laminierten Hickory. Die Wurfarme waren gerade und hatten keinerlei Reflex oder Deflex. Das Griffstueck ist einfach gerade, typisch fuer den Howard Hill Bogen. 

Es stimmt tatsaechlich, dass man den Druckpunkt in der Handflaeche sehr gut spuert. Er ist sehr "Fehlerverzeihend" fuer seine 66" Bogenlaenge. Leider hatte er nach dem tillern nur 40 Pfund, etwas wenig fuer mich. Ich habe den Bogen mit Tung Oil versiegelt und ihm ein Schlangenhaut Backing gegoennt. Die Bowtipps sind aus Rentier Horn, so dass man auch Fast Flight Strings verwenden kann. Der Griff ist stilecht aus Rindsleder.




Mini Bogen


Aus einer Laune heraus habe ich letztes Jahr einen kleinen Bogen aus Rattan gebaut. Wenn ich mich richttig erinnere war er in zirka einen Stunde fertig, inklusive Sehnenbau!
Nicht weil ich keine Zeit hatte, ich wollte nur herausfinden ob das moeglich ist. Dazu habe ich einen alten, krummen Manau Stab halbiert. Die gerade Haelfte hatte dann noch eine Laenge von etwa 1 Meter. Mit der Bandsaege habe ich das Seitenprofil ausgesaegt, es sollte ja einfach und schnell gehen. Das ist mir so gut gelungen, dass der Bogen schon beim "Floortillern" eine gut Figur gemacht hat. An der Bauchseite der Wurfarme noch etwas abgeschliffen, die "Stringnocks" gefeilt, Sehne dran und fertig. Die Griffwicklung war reine Kosmetik.
Ich war wirklich ueberrascht wie gut dieser kleine Scheisser dann geschossen hat. Vom Handruecken aus, wohlgemerkt. Allerdings mit speziell dafuer gemachten, 1/4" duennen Pfeilen aus Ramin mit 3" Befiederung.

Heute sitze ich daheim, mit einem gebrochenen Fuss. Inzwischen sind es schon 6 Wochen und mir faellt die Decke auf den Kopf. Ich muss, ausser Pfeilbau, etwas machen was mit meinem Handycap vereinbar ist.
Lesen und Internet habe ich gerade satt!
Da ich ich mehr oder weniger "immobil" bin, brauche ich einen Job bei dem ich im sitzen arbeiten kann. Warum nicht Minibogen bauen?

Hier benoetige ich wenig Material und Werkzeug. Ich versuche es dieses Mal so minimalistisch wie moeglich, nur mit einem Messer!
Kurze Reststuecke aus dem Bogenbau habe ich genug, sogar Osage Orange oder Eibe. Osage ist mit einfachen Werkzeugen sehr schwer zu bearbeiten, deshalb nehme ich Eibe, wie unsere Vorfahren!



  1. Geeignetes Bogenholz beschaffen (Osage, Eibe, Ulme, Esche, Hickory etc.)
  2. Bogen Machart bestimmen- es soll ein "Selfbow" werden!
  3. Bogendesign bestimmen. Hier faengt es schon an: aus der Steinzeit, Mittelalter oder einfach nur Primitiv, Bodman, Holmegaard, Sudbury, Meare Heath, Wiking, Alamannen, American Flatbow, english Longbow, Japanese Yumi?
  4. Auswahl des Werkzeuges ist dagegen einfach: 1 scharfes Messer mit Karbonklinge u. Sandpapier
Die Boegen mit Recurve habe ich aussen vor gelassen. "keep it simple". Ich habe mich fuer einen kleinen japanischen Yumi entschieden. Auf geht's!!



Dieser FusetakeYumi ohne Bambusbacking" ist ungefaehr 50 cm lang und hat ein Zuggewicht von etwa 500 Gramm @ 5". Er ist voll funktionsfaehig!
Beim Holz habe ich mich auf Zeder besonnen, das Ausgangsmaterial war ein 11/32 Pfeilschaft. Das Griffstueck ist aus Klapperschlange und die Sehne 2 Strang Dacron. Das Finish Tung Oel.
Bei dem Bau eines Minibogens muss man genauso vorgehen wie beim Bau eines richtigen Bogens. Fuer jemanden der nur wenig Material, Platz und Werkzeug hat, geradezu ideal!

Mein 2. Projekt ein Selfbow aus Osage Orange im Pyramid Design.

Osage Orange Selfbow 30"

Das war ein sehr anspruchvolles Unterfangen, aber es hat sich gelohnt. Mit Ausnahme der Bandsaege, habe ich auch hier nur mit Messer und Feile gearbeeitet. Zum Schluss noch etwas mit Schmirgelpapier und Stahlwolle drueber. Als Finish habe ich mein beliebtes chinesisches Tungoel verwendet.
Die Sehne ist Dacron B55 mit 4 Straengen. Bei diesem Sehnenmaterial konnte ich mit gutem Gewissen Selfnocks verwenden.
Dieser Selfbow ist eigentlich fuer mein Enkelkind gedacht, hat im Moment aber noch viel zu viel Dampf. Sobald ich wieder laufen kann werde ich ihn einschiessen und bin sicher, dass ich damit einen neuen Weitenrekord aufstellen werde. Dafuer mache ich Pfeile aus 1/4" Raminwood mit 2" Befiederung und 50 Grain Stahlspitzen.

Mein naechstes Projekt ist ein japanischer Maruki Yumi  aus der Praehistorischen Zeit. Dieser Langbogen war normalerweise etwa 2m lang, ich nehme die Haelfte. Als Bogenholz wurde  auch in Japan u.a. Eibe verwendet. Dadurch, dass ich den unteren Wurfarm, wie bei einem Sabling, dicker belassen habe, hat er eine natuerlich, assymetrische Form bekommen.

Details
Mein naechstes Projekt wird ein "Bodman" oder "Sudbury" . Beide haben das gleiche, propellerfoermige Design. Der Bodman ist ein praehistorischer Bogen (ca. 3000 BC) aus der Voralpenregion, der Sudbury ein native American Bow. Als Bogenholz verwende ich Eibe.


Bodman

Sudbury

Im Gegensatz zum Sudbury Bogen hat der Bodman einen anderen Querschnitt. Dieser ist D-foermig mit der runden Seite als Bogenbaecking u. die Bauchseite flach. Also gerade umgekehrt wie der englische Langbogen. Das Splintholz (Frueholz) runder Bogenruecken, das Kernholz (Spaetholz) zeigt zum Schuetzen hin. Normalerweise war die Bogenlaenge etwa 1,50 Meter.

Wetterlings Axe


Beim bearbeiten des Staves hat sich herausgestellt, dass es mir an den Wurfarmen an Breite fehlt. Aus der Not heraus habe ich jetzt eben einen "stabfoermigen" Bogen gebaut. Der ist am Griff dicker und verjuengt sich zu den Bogenenden hin gleichmaessig. Ansonsten ist es ein Bodman. Frueher hat man bei der Eibe auch nur das Kernholz verarbeitet. Das habe ich in diesen Fall gemacht, hatte aber so meine Probleme. Da Eibenholz selten astfrei ist, gibt es an den Knoten gerne Risse, obwohl ich diese Punkte bewusst staerker belassen habe. Wenn es also irgendwie moeglich ist, sollte der Bogenruecken aus etwa 1/3 Fruehholz sein!

Bowmaking Progress

Eigentlich wollte ich einen Bodman Bogen in Propellerform bauen, musste dann aber umdenken, weil die Wurfarmbreite nicht gegeben war. Kein Problem, so habe ich mich an den Alamannischen Bogen gemacht. Er stammt aus der Merowinger Zeit um die 500 AD. Von der Bauweise her war es sowohl ein Jagd- als auch ein Kriegsbogen fuer kuerzere Entfernungen. Eibe oder Ulme wurde als Bogenholz bevorzugt.

Ein besonderes Merkmal ist das lange Griffstueck. Dadurch wurden die Wurfarme relativ kurz und der Bogen wurde dadurch schneller, ohne Handschock!




Alamannen Bogen


Naechstes Projekt:

Der Vikinger Bogen wurde in “Haithabu” (Schleswig) und im irischen Ballinderry gefunden. Die Funde stammen circa aus dem 10. Jahrhunder nach Christus.

Es ist eine Variante des mittelalterlichen Langbogens mit D-foermigem Querschnitt. Der besondere Unterschied liegt in den nach hinten gebogenen Enden. Meistens aus Eibenholz aber auch aus Ulme gefertigt.  Die Besonderheit liegt in der einseitigen Sehnenkerbe und einem kleinen Nagel als Sehnenhalter im Bogenruecken, ca. 10 cm darunter.
Dieser Kriegsbogen ist etwa 74 Zoll lang und hat, wie der englische Warbow, keine Griffwicklung.


  • Gerade von einem interessanten Bogenholz gehoert: "Garapa Wood" oder auch Brasilian Ash genannt. Das ist auch ein Hartholz wie Ipe und wird auch als Decking verwendet. Ausprobieren!












Mittwoch, 22. Februar 2012

Links und Filme

History of the bow by Fred Bear himself


http://www.archerylibrary.com/

The Archery library is an online library containing digital versions of old archery books, prints and articles from times past.
On this site you can find the full text of a number of books and articles and a small selection of archery prints.
The books available give an overview of the development of archery through the ages, from weapon of war to high society pastime, hunting and the beginnings of modern target archery.

http://www.flybowshop.eu/
Flybow Traditional Archery Ireland


http://www.theclothofgold.co.uk/
English Warbow Society Arrows

http://www.sylvanarchery.co.uk/SYLVAN%20BOWS/holmegaardstyle.html
Hillary Greenland


http://www.stavacademy.co.uk/mimir/archeryessentials.htm
"The essentials of archery"

http://youtu.be/EQEh9hNa9HQ
Pip Bickerstaffe "a bow is borne"

http://www.selfbow.com/index.html
Pacific Yew Lonbows (Pope & Young)


Making a Take-down Bow


http://www.preparingtosurvive.com/bow.html

www.sptradarch.org

http://youtu.be/7RvOwm4wnwU
Make a felmish twist longbow string

http://www.sbdbowstrings.com/bowstrings.html
High performance "skinny strings"

http://www.holz-voegel.de/Download/Holzarten_L-Z.pdf
Holzarten und Informationen dazu

http://www.buildyourownbow.com/articles/force-draw-curve-template/
Make your own "force draw curve" and much more

https://vimeo.com/38703320

http://www.langbogen-bauer.de/langbogen.htm

http://youtu.be/jJjtLZxk9cY
Bau eines Langbogens mit Fiberglass Backing (Gewebeband vom Bauhandel)

http://www.pinehollowlongbows.com/
Mike Yancey

 http://youtu.be/4-t5r60Svac
Samurai- Der Weg des Bogens 1

 http://youtu.be/9Zc2hECr9Wc
Samurai- Der Wg des Bogens 2

 http://youtu.be/Efqc9_ULdfw
Samurai- Der Weg des Bogens 3

 http://youtu.be/qMeBepTNTcw
Samurai- Der Weg des Bogens 4

 http://youtu.be/pZKfVKi_cKo
Jaap Koppedrayer 1
 http://youtu.be/u1EnII_rigI
JK 2
 http://youtu.be/16spD0lVhOw
JK 3
 http://youtu.be/jpF-kjMBht8
JK 4
 http://youtu.be/i3XLTKCcCcI
JK 5
 http://youtu.be/BIdQEtvo3J0
JK 6
 http://youtu.be/Ngs29N4D4AM
JK 7
http://youtu.be/ALej3dmPsSo
JK 8
http://youtu.be/tD5GsJNJx88
JK 9


Primitive Yew Longbow


Recurving a Bow

http://www.youtube.com/watch?v=L40qwNEtquQ&feature=colike

How to make a high performance longbow from Oak board










Der Bau eines Holmegaard Bogens mit primitivem Werkzeug



Auf dem MAC Parcours

Yumi Sanmaeuchi

06.02.2012



Nachdem ich mich zum ersten Mal an dieses Projekt getraut habe, bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Eigentlich wollte ich nur ein Modell für meinen Workshop als Anschauungsmaterial machen. Aber so wie es sich entwickelt wird das ein echt toller Bogen.
Folgende Schritte:

1. Back und Belly-Bambus getapert
2. Greenheard Corewood und Bambuslaminierungen mit der Heißluftpistole an den Enden mithilfe der       Reflexform gebogen.
3. Dry-run mit der Japanschnur
4. Sämtliche Klebeflächen gesandet, mit Acethon entfettet und dann Titebond 3 aufgetragen
5. Mit Japanschnur wieder eingebunden, auf flexibler Bogen-Form fixiert und mit Keilen verspannt
6. Über Nacht in der Bogenform belassen und dann noch einen halben Tag im Boilerraum getrocknet
7. Schnur und Keile entfernt und mit der Inkline die Centerline gezogen und 18 mm Breite angezeichnet
8. Mit der Bandsäge ausgesägt, mit Bandschleifer geglättet und mit Ziehklinge sauber gemacht
9. Horn-Nocks aufkleben mit Uhu 2- Komponenten aussägen und abrunden
10. Über Spannbock zum ersten Mal spannen


FUSETAKE- YUMI

Warum baue ich mir einen Yumi/ englischen Langbogen Hybriden? 

Das ist eine längere Geschichte. Eigentlich wollte ich nur verschiedene Materialien und Werkzeuge für unsere neue Abteilung "Bogenbau" testen. Und außerdem wollte ich meine Bogenbauer Kenntnisse auffrischen um unsere Kundenfragen kompetent beantworten zu können. Beim Bogenbau Seminar von Konrad Vögele hatte ich wohl viel gelernt, aber das liegt schon wieder einige Jahre zurück. Ich wollte jetzt nicht irgend einen Bogen bauen, sondern gleich etwas außergewöhnliches. Also machte ich mich zunächst über unsere Literatur her. Bei Dean Torges (Hunting the osage bow) bin ich schließlich hängen geblieben. Hinter diesem Titel hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet. Sein Konzept hat mich sofort angesprochen. Es war alles so stimmig, einfach und äußerst effizient. Er baut wunderschöne amerikanische Langbögen mit Bambusbacking- das ist es!
An diesem Projekt konnte ich jetzt alles austesten und bekam als Nebenprodukt einen leistungsfähigen, strapaziefähigen Bogen heraus. Ich glaube sowieso, es ist einfacher einen bambusbelegten Bogen zu bauen als einen Selfbow. Vor allem bricht er nicht so schnell!

Als überzeugter Minimalist hatte ich bald ein Konzept ausgearbeitet, das auch für den Laien relativ schnell umzusetzen war. Etwas Holz aus dem Bauhaus, eine Japansäge und ratzfatz hat man sich Abstandhalter und Schraubzwingen aus Holz gebastelt. Hier fängt der Spaß doch schon an, frei nach Konfuzius:

                                                                  "Der Weg ist das Ziel".

Das mit den Schraubzwingen aus Holz spart eine Menge Geld, wir benötigen schließlich mehr als 20 davon. Eine in kleine Stücke zerlegt Dachlatte und Schrauben mit Flügelmuttern erfüllen den gleichen Zweck wie gekaufte. Die Abstandhalter für die flexible Bogenform sind auch schnell gemacht. Eine Wärmebox ist nicht unbedingt erforderlich, ein warmer Boilerraum tut es auch. Sehr hilfreich ist, dass es zu dem Buch auch eine DVD gibt, das macht das Lernen wesentlich einfacher. Ich weiß nicht wie oft ich mir diese DVD angeschaut habe. So testete ich die verschiedenste Materialien und Werkzeuge wie: Bogenhölzer, Bambus, Horn, Knochen, Kleber, Raspeln, Feilen, Sägen, Hobel und Schaber. Schnell hatte ich „meine Tools" zusammen. Eine günstige Quelle für Bogenholz und Bambusbacking hatte ich auch bald. Mir war es wichtig, das ganze einfach zu halten. Es ist lange nicht so schwierig ein geignetes Bogenholz für diesen Bogentyp zu finden als für einen Selfbow. Ich muß nicht auf den Verlauf der Jahresringe achten. Beim Selfbow muß ich dem Jahresring folgen!


Der erste Anlauf brachte auch gleich Erfolg und ich wusste bald, welche Materialien ich empfehlen kann. Mein erster selbstgebauter bamboo backed osage bow hatte wohl  60 Pfund, war aber vom Tiller her perfekt. Eigentlich wollte ich einen Bogen mit einem Zuggewicht zwischen 45 und 50 Pfund, aber ich wollte einfach kein Risiko mehr eingehen und ihn zum Schluß noch ruinieren. Schon bein Einschießen habe ich mich in diesen Bogen verliebt. Er hatte alles was einen guten Bogen ausmacht: Schönes Design, Speed, Balance, null Handschock und leise wie eine Maus. Auf jeden Fall schoß ich mit diesem Longbow jetzt über den Handrücken besser als mit dem American Flatbow und dem Traditional Recurve über das Shelf!
So kam eins zum anderen.


Und jetzt kommt auch endlich die Antwort auf die Frage, warum einen Yumi, oder sagen wir besser "Semi-Yumi":


Ich wollte jetzt natürlich unbedingt bei diesem Bogen mit Bambusbacking bleiben und bei Turnieren in der entsprechenden Klasse schießen. Da ich vom Handrücken aus schieße, war das bei den Englisch Longbows. Jetzt passte sich die Irish Field Archery Federation aber der IFAA an und führte eine Historical Bow Klasse ein. Um dort aber teilnehmen zu können, muß der Bogen einem historischen Vorbild entsprechen. Aber einen American Longbow mit Bambusbacking gab es scheinbar noch nicht vor dem 19. Jahrhundert. Die Engländer bauten damals wohl laminierte Langbögen, aber nicht mit Bambusbacking. Aber was ist mit den Chinesen und Japanern mit ihren Bambusbögen?


Da ich schon immer ein Freund fernöstlicher Kultur und Kampfkunst war, hatte ich mir schon vor langer Zeit ein Buch über Kyudo gekauft. Die Kunst des Bogenschießens stand bei den Samurai an erster Stelle und beinhaltete wesentliche Elemente der Zen- Meditation. Das Buch habe ich damals aber wieder zur Seite gelegt, weil mir die zeremonielle Art des Schießens nicht zusagte. Einfach zuviel Disziplin und Etikette anstatt Spaß. Unter dem Aspekt historische Bögen las es sich jetzt aber viel spannender und ich wurde auch bald fündig. Bereits in der Antike, bauten die Japaner den Fusetake-Yumi mit Bambusbacking. Das war nicht vor 100 Jahren, das war vor über 1000 Jahren!
Es hätte mich aber auch wirklich gewundert, wenn diese uralte Bogenkultur nicht einen handlicheren Bogen als den überlangen Yumi zustandegbracht hätte. Endlich hatte ich ein historisches Vorbild für meinen Langbogen mit Bambusbacking gefunden. Im Buch "Reflexbogen" habe ich das noch bestätigt bekommen.

"

Den japanischen Langbogen aus Vollholz gab es schon in der prähistorischen Zeit, die Form dieses Maruki-Yumi wurde von den Japanern beibehalten, ab dem 9.Jahrhundert a.d. allerdings in der Kompositbauweise der Chinesen gebaut, den Fusetake-Yumi mit Bambusbacking eben. Die typische Asymmetrie, wie der Kyudo- Yumi sie aufweist, hatten diese Bögen noch nicht. Der Vollholz Maruki hatte anfangs das Griffstück sogar in der Mitte, wie die Bögen aus Malaysia. Es gibt da viele Spekulationen darüber, warum sie diese Yumi zunehmend asymmetrisch gebaut haben. Für mich macht eine Theorie am meisten Sinn: Der untere Wurfarm ist kürzer als der obere, weil man im Knien oder vom Pferd aus ungehindert schießen kann. Als zweites glaube ich, dass diese Bauart bogen-physikalische Vorteile bringt. Der Bogen ist besser ausbalanciert, schneller und ruhiger bei geringem Handschock. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die Schockwelle in der Mitte des Bogens trifft, deshalb der Griff im unteren Drittel!
Natürlich kann der Ursprung des längeren Yumi auch darin liegen, dass diese großen Bögen auf dem Schlachtfeld, optisch und psychologisch, mehr hergegeben haben. Auf  andere Theorien kann ich hier nicht weiter eingehen. Auf jeden Fall waren die Bögen nicht immer 2 bis 2,40 Meter lang. Man spricht von "um die 2 Meter" oder sogar nur mannshoch, in dieser Periode. Das kam wohl darauf an, für welchen Zweck er benutzt wurde. Für die Jagd macht die kürzere Version Sinn, für das Schlachtfeld oder die Zeremonie wiederum der lange Bogen.
Da beim Feldbogensport die Jagd simuliert wird, habe ich die kürzere Variante gewählt. Eine dezente Asymmetrie bei einer Länge von etwa 74“ war ein guter Kompromiss.

Wie baue ich einen Yumi?
Als Bogenholz habe ich heimische Hölzer wie Walnuss, Kirsche, Eiche, aber auch Osage Orange, Ipe (pau para arcos) und Massaranduba probiert. Diese Hölzer konnte ich zum damaligen Zeitpunkt problemlos und günstig bekommen. Die beiden letzeren haben am besten abgeschnitten. Mir kam es in erster Linie darauf an, mit geringstem Aufwand einen brauchbaren Bogen bauen zu können. Bambusbacking und Bogenhölzer hatten Standardmaße und passten in der Breite wunderbar zusammen. Den Bogenbau als solches fasse ich kurz zusammen:


1. Flexible Bogenform oder einfach nur Abstandhalter aus Holz bauen.
2. Bogen Design bestimmen und auf das Bambusbacking übertragen.
3. Bambusbacking aussägen und tapern
4. Bogenholz am der Bauchseite verjüngen und beide Klebeflächen mit dem Zahnhobel bearbeiten.
5. Bogenholz und Backing in der flexiblen Bogenform im gewünschten Reflex mit Titebond 3 oder URAC    verleimen.

6. Nach dem Austrocknen am Backing entlang aussägen.
7. Bogenholz mit Raspel, Schweifhobel und Zieklinge in Form bringen.
8. Mit Tillersehne tillern und dann Horn Nocken (Hartholz, Knochen etc.) mit 2 Komponenten aufkleben.
9. Nocken ausarbeiten, Bogen aufspannen und Feintillern.
10. Einschießen und Finish mit Tung Oil oder Plastic Coat, Griffwicklung anbringen (Rattan, Leder) fertig!



Als Sehnenmaterial verwende ich Dacron B55 mit 14 Strängen. Anstatt mit einem offenen Ende, mache ich die Sehnen stehts mit Doppelöhr im flämischen Stil. Moderne Sehnenmaterialien neigen beim Timber Hitch zum kriechen.

Wie schieße ich den Yumi?

Als reiner Instinktiv Schütze schieße ich den Yumi wie jeden anderen traditionellen Bogen. Mediterranes Release, Anker im Mundwinkel, leicht verkantet über den Handrücken. Ich lege den Pfeil als Rechtshandschütze links an und verwende auch einen ganz normalen Schießhandschuh. Einen Unterschied gibt es allerdings: Der Nockpunkt auf der Sehne ist etwas weiter unterhalb als gewöhnlich angebracht. Wer schon einmal einen Kyudo Schützen von der Seite her betrachtet hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass der obere Wurfarm etwas Richtung Ziel geneigt ist, während der untere zwangsläufig Richtung Schütze zeigt. Das ergibt eine ergonomische Griffposition und kommt dem Deutschuß entgegen. Es fühlt sich nicht nur besser an, es macht auch bogen-physikalisch Sinn. Der kurze, untere Wurfarm wird so entlastet, während der längere, obere Wurfarm etwas mehr Stress bekommt. Bevor ich das herausgefunden habe, hatte ich ab und zu Stauchrisse im unteren Wurfarm.


Mit welchen Pfeilen ich schieße?

Was den Pfeil betrifft, so bin ich mit meinen Zederholzpfeilen bisher sehr gut gefahren. Allerdings mit einem Nocktaper von 11/32 auf 5/16. Mein Pfeil ist gerademal 27" lang bei einem Spinewert zwischen 45+50 lbs. Wie man der Pfeillänge entnehmen kann, ziehe ich nicht bis zum Ohr aus, wie die englischen Langbogen- oder die japanischen Kyudo Schützen. Der Pfeil wiegt etwa 450 Grain mit einer 100 Grain 3D-Spitze. Das ergibt für mich einen FOC von 11%. Eine 4" Saubuckel Befiederung reicht mir vollkommen aus. Der Pfeil fliegt wie an der Schnur gezogen, ohne dass ich das geringste am Handrücken meiner Bogenhand spüre. Wenn der Pfeil die Bogenhand streift, sollte ich mir nicht einen extra Handschuh kaufen, sondern einfach den Spinewert oder den Nockpunkt checken, oder gleich die Sache mit dem getaperten Schaft probieren.

Ich stecke ja immernoch in der Experimentierphase und teste auch Bambuspfeile. Hier bin ich allerdings noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Es ist hier schwierig ein passendes Set zusammenzustellen.

Wenn die Fusetake-Yumi den Dauertest bestehen, übernehme ich sie vielleicht einmal in unser Langbogen Programm.

Bis dahin wünsche ich meinen Amateur- Bogenbauern viel Spaß beim experimentieren, auf dass es bald eine große Yumi Gemeinde bei den Feldbogensportlern gibt!

Good shoot!
Harald Höllrigl